Was ist ein Kreuzbandriss und wie behandelt man ihn?

 

Jährlich werden in Deutschland über 40.000 Operationen am vorderen Kreuzband (VKB) durchgeführt. Die Verletzung wird meist durch Sport verursacht. Wer einen Kreuzbandriss erleidet, benötigt oft viele Monate intensiver Therapie und Training, bis wieder zum Sport zurückgekehrt werden kann.
Was genau ist ein Kreuzband? Wie kommt es zu einem Kreuzbandriss? Ist es besser, operativ oder konservativ (ohne Operation) behandelt zu werden? Wie kann Physiotherapie helfen und wann kann man wieder Sport machen? Diese und weitere Fragen möchten wir Ihnen im folgenden Artikel beantworten.

In diesem Beitrag erfahren Sie:

Was ist genau ein Kreuzband?

Am Kniegelenk sorgen unterschiedliche Strukturen wie Muskeln, Sehnen und Bänder für die nötige Stabilität. Die Kreuzbänder, es gibt ein vorderes und ein hinteres Kreuzband, liegen im Inneren des Kniegelenks. Sie sorgen für die Stabilität zwischen Ober und Unterschenkel. Genauer gesagt: dass sich der Unterschenkel im Verhältnis zum Oberschenkel nicht zu weit nach vorne oder nach hinten verschieben kann. Das hintere Kreuzband ist das deutlich kräftigere der beiden Bänder. Das vordere reißt mit einer zehnmal höheren Wahrscheinlichkeit.

Wie kommt es zu einem Kreuzbandriss?

Die Gründe für Kreuzbandrisse sind meist:

  • indirekte Gewalteinwirkungen beim Richtungswechsel
  • Abbremsen
  • beim Landen eines Sprunges im Sport

Kontaktsportarten wie Fußball oder Handball, aber auch Sportarten wie Alpiner Skisport bergen aufgrund der hohen Geschwindigkeit ein höheres Risiko. Von einer Ruptur spricht man bei einem teilweise oder vollständigen Riss eines Kreuzbandes. In der extremen Form kann es auch zu einem vollständigen Ab oder Ausriss kommen. Dabei werden Teile des Knochens herausgerissen. Frauen
sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer.

Risikofaktoren für Kreuzbandrisse sind:

  • Frühere Verletzungen am Bein
  • Schlechte Stabilität des Kniegelenks oder des Beines
  • Ermüdung
  • Übergewicht bzw. schlechter körperlicher Zustand
  • Umweltfaktoren wie Bodenbeschaffenheit (nasser Rasen, stumpfe Oberfläche), schlechte Sicht
  • Altersgruppe von 15 – 25 Jahren besonders häufig betroffen

Kreuzbandriss operativ oder konservativ behandeln?

Eine konservative Nachbehandlung nach einem Kreuzbandriss (ohne Operation) kann ebenso gute Resultate erzielen wie eine operative Nachbehandlung. Dies gilt auch für Patienten mit hohen Ansprüchen an das Knie (z.B. bei StopandgoSportarten). Im Moment gibt es noch keine aussagefähigen Tests, um vorab festzustellen, welche Patienten mit Kreuzbandriss konservativ behandelt werden können und welche operiert werden sollten. Der wichtigste Faktor ist, das Kniegelenk funktionell stabilisieren zu können. Im Hochleistungssport mit Körperkontakt wird tendenziell zu einer Operation geraten. Ein erhöhtes Risiko, eine Kniearthrose durch den konservativen Behandlungsweg zu entwickeln, besteht nicht. Auch, wenn das immer wieder behauptet wird.

Wie kann Physiotherapie bei einem Kreuzbandriss helfen?

Physiotherapeutische Behandlungen sollten zeitnah beginnen. Die ersten fünf Tage nach der Verletzung oder nach einer Operation sollte das Bein hochgelagert und nur minimal bewegt werden. Hier reicht es aus wenn Sie Ihr Gelenk regelmäßig, alle zwei bis drei Stunden für 10 Minuten kühlen. Nach dieser Zeit kann man mit der Physiotherapie beginnen. Die Maßnahmen setzen sich aus folgenden Behandlungsmöglichkeiten zusammen:

  • Manuelle Lymphdrainage: Mit gezielten Griffen wird versucht die Schwellung zu reduzieren.
  • Manuelle Therapie: Mittels manueller Techniken wird das Kniegelenk wieder beweglich gemacht und verspannte Muskeln gelockert.
  • Krankengymnastik: Mit physiotherapeutischen Übungen wird die Kraft, Stabilität und Beweglichkeit verbessert.

Selbstverständlich ist für uns die Erstellung eines Heimtrainingsplanes um die bestmöglichen Therapieergebnisse zu erzielen.

Wie lange dauert die Physiotherapie nach Kreuzbandriss?

Innerhalb der ersten drei Monaten der Rehabilitation sollte die Beweglichkeit des Kniegelenks nahezu vollständig wiederhergestellt sein. Danach werden die physiotherapeutischen Maßnahmen zunehmend aktiv gestaltet. Regelmäßiges Training (Krankengymnastik am Gerät) sollte zwei bis dreimal pro Woche durchgeführt werden. Die einzelnen Trainingseinheiten dauern jeweils ca. 60 Minuten.

Trainingsinhalte von Krankengymnastik am Gerät sind:

  • Krafttraining für die Oberschenkel und Wadenmuskulatur
  • Stabilisationstraining für das gesamte Bein
  • Krafttraining der Hüftumgebenden Muskulatur
  • Sensomotorisches Training für eine bessere Koordination
  • Flexibilitätstraining der Oberschenkelmuskultur
  • Kraft- und Stabilisationstraining vom Rumpf

Kann ich nach einem Kreuzbandriss wieder Sport machen?

Ziel in der Rehabilitation eines Kreuzbandrisses ist es, neben einem belastbaren und schmerzfreien Kniegelenk die sichere Wiederaufnahme der beruflichen und sportlichen Tätigkeiten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollte man in der Rehabilitation mit funktionsbasierten Konzepten arbeiten. Kurz erklärt bedeutet dies, dass nicht die Rehabilitationszeit entscheidet, sondern das Erreichen definierter Fähigkeiten, um bestimmte Tätigkeiten wieder durchführen zu können.

Sportliche und auch berufliche Anforderungen lassen sich dabei in vier Belastungsstufen unterteilen: Stufe 1 umfasst die geringsten, Stufe 4 die höchsten Anforderungen. Im Vorfeld der Rehabilitation wird entschieden, welche Stufe erreicht werden soll. Innerhalb dieser unterschiedlichen Stufen verändern sich die Belastungsparameter sowie die Schwierigkeitsstufen der Übungen.

Um in die nächste Stufe aufzusteigen, müssen immer zwei Tests bestanden werden. Getestet wird immer die Stabilisationsfähigkeit des Kniegelenks und bestimmte athletischen Fähigkeiten.

Stufen Sportaktivitäten Alltagsaktivitäten Test
I Sportarten ohne Sprünge (Golf) Alltagsbewegungen
II Dynamische Sportarten ohne Dreh- und Stoppbewegungen (Joggen und Rennen) Leichte körperliche Arbeit
III Seitliche Bewegungen und geringere Dreh- und Stoppbewegungen als Stufe IV (Tennis, Squash und Skisport) Harte körperliche Arbeit, Klettern, Unebener Boden
IV Sprünge, schnelle Dreh- und Stoppbewegungen (Fußball und Basketball) Aktivitäten wie Stufe III

Die Dauer der Rehabilitation wird beeinflusst durch den jeweiligen körperlichen Zustand und dem Rehabilitationsziel. Generell kann von einer Dauer zwischen fünf und acht Monaten ausgegangen werden.

Training im Fitnessstudio nach Kreuzbandriss!

Nach einem Kreuzbandriss ist das Training in einem Fitnessstudio absolut zu empfehlen. Dabei spielt es keine Rolle ob der Kreuzbandriss operiert wurde oder nicht. Voraussetzung für das Training ist, dass das Kniegelenk reizlos ist. Das heißt, es darf keine oder nur eine minimale Schwellung vorhanden sein und es sollte nicht erwärmt sein.

Das regelmäßige Krafttraining, zwei bis dreimal in der Woche durchgeführt, sollte folgende Punkte beinhalten:

  • Kraftübungen für den vorderen Oberschenkelmuskel
  • Kraftübungen für die Wadenmuskulatur
  • Stabilisationsübungen für das Bein
  • Kraftübungen für die Hüftgelenkumgebende Muskulatur
  • Koordinations– und Sensomotorische Übungen für das Bein
  • Kraft- und Stabilisationstraining vom Rumpf

Der Trainingsplan sollte bei entsprechenden Fortschritten ungefähr alle acht Wochen überarbeitet werden. Hier sollte ausschließlich mit ausgebildetem Fachpersonal wie Physiotherapeuten*innen und gut ausgebildeten Trainern*innen zusammengearbeitet werden. Sollten Sie dazu Fragen haben, melden Sie sich gerne bei uns im Körperwerk, um einen unverbindlichen Beratungstermin zu vereinbaren!